Instant-Zahlungen setzen hochverfügbare Banksysteme mit kurzen Reaktionszeiten voraus
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04.07.2024
Instant Payment stellt Banken vor Herausforderungen. Jene Systeme, die Zahlungen einzeln verbuchen und direkt mit der Abwicklungsplattform verbunden sind, haben bei der Umstellung auf den neuen Zahlungsstandard einen Vorteil. Ein «Insight» von Saad Ahmed, Solution Architect bei Finstar.
In der Schweiz werden Bankzahlungen über Swiss Interbank Clearing (SIC) abgewickelt. Die fünfte Version SIC 5 bildet die Grundlage für Instant-Zahlungen oder Instant Payments, die in der Schweiz im August 2024 eingeführt werden. Grössere Banken sind verpflichtet, Zahlungen empfangen zu können. Aber nur wenige Banken werden ihren Kundinnen und Kunden von Anfang an den Versand von Instant-Zahlungen anbieten. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Die neue End-to-End-Zahlungsabwicklung erfordert etwa hochverfügbare Systeme mit kurzen Reaktionszeiten. Verschiedene Elemente wie Kernbankensystem, Zahlungsgateways, Compliance-Anwendungen und Endnutzerschnittstellen müssen nahtlos integriert sein.
Für die Instant-Zahlungen mussten wir im Prinzip nur die Protokollanbindung zur SIC-Plattform anpassen.
Dabei ist zwischen Systemen mit einer direkten und indirekten Verbindung zu unterscheiden. Indirekte Verbindungen kommunizieren über ein Gateway eines Drittanbieters mit dem SIC-System. Unser System hingegen verfügt über einen direkten SIC-Zugang, den wir bereits 2004 eingerichtet haben (damals noch für SIC 3). Eine weitere Herausforderung bei der Einführung von Instant-Zahlungen ergibt sich aufgrund der Verbuchungsart von Zahlungen. Viele Banksysteme wickeln heute Sammelbuchungen in sogenannten Batches in regelmässigen Zeitintervallen ab. Bei Instant-Zahlungen ist dieses Verfahren im Prinzip nicht mehr möglich.
Damit in einem Batch-System jede Buchung sofort ausgeführt werden kann, braucht es eine Zusatzapplikation. Diese ist aber auf die Synchronisierung verschiedener Informationen mit dem bestehenden System angewiesen, was zu komplexen Abstimmungs- und Synchronisationsprozessen führt. Wir hatten dieses Problem nicht, da wir seit jeher jede Zahlung direkt einzeln verbuchen können. Für die Instant-Zahlungen mussten wir im Prinzip nur die Protokollanbindung zur SIC-Plattform anpassen. Der Rest läuft in der bisherigen Systemarchitektur (s. Grafik).
Wir können davon ausgehen, dass Fintech-Unternehmen mit weiteren Innovationen Instant Payment zum Durchbruch verhelfen werden.
Auch anderen Banken und Fintech-Partnern, die unser System nutzen, steht Instant Payment zur Verfügung. Fintech-Unternehmen haben einige sehr gute Nutzererfahrungen um traditionelle Finanzdienstleistungen geschaffen. Wir können davon ausgehen, dass sie mit weiteren Innovationen Instant Payment zum Durchbruch verhelfen werden. Zudem werden auch Account-to-Account-Zahlungen am Verkaufspunkt von Händlern denkbar. Theoretisch zu besseren Konditionen als sie die bestehenden Netzwerke für Kredit- und Debitkarten anbieten, weil weniger Parteien involviert sind. Es gibt aber auch noch zunehmend zentraler werdende Faktoren wie etwa die Vorbeugung und Verhinderung von Betrug (Fraud-Management) zu berücksichtigen.
Die Kartennetzwerke haben das Fraud-Management bereits umfassend in ihren Prozessen etabliert. Bei Instant-Zahlungen gibt es in dieser Hinsicht noch Ausbaupotenzial. Zudem muss auch der Handel an die Instant-Payment-Infrastruktur angebunden werden. Eine Lösung dafür wird nicht von heute auf morgen auf dem Tisch liegen. Ausserdem müssen die Interessenkonflikte zwischen den Gruppen bereinigt werden, die am heutigen Zahlungssystem beteiligt sind. Trotzdem glauben wir, dass mit Instant-Zahlungen echte Innovationen im Schweizer Bankgeschäft möglich werden.
Beim vorliegenden Artikel handelt sich es um eine leicht angepasste Version eines Artikels, der zuerst in der Netzwoche erschienen ist.